Das Gilles de la Tourette Syndrom (GTS) ist eine häufige facettenreiche neuropsychiatrische Spektrumsstörung, die klinisch durch das Vorkommen motorischer und vokaler Tics charakterisiert ist und zu den neurologischen Entwicklungsstörungen gezählt wird. Weitere charakteristische Symptome sind mit den Tics assoziierte, zumeist vorangehende Dranggefühle, sowie Echo- und Koprophänomene. Obwohl es eine Vielzahl von Studien zum Tourette Syndrom sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen gibt, und viele Befunde darauf hindeuten, dass insbesondere die Basalganglien und damit verbundene frontale kortikale Areale eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie des GTS spielen, existiert bislang kein übergeordnetes Konzept oder Model zum GTS. Haupthindernis dabei ist das Fehlen einer kohärenten Theorie oder eines konzeptuellen Rahmens, welche die Phänomenologie des GTS schlüssig erklären könnten. Üblicherweise werden Tics als Bewegungsstörungen klassifiziert. Allerdings unterscheiden sich Tics in vielerlei Hinsicht von 'klassischen' Bewegungsstörungen und stehen physiologisch auftretenden, allerdings überschüssigen, Bewegungen und Handlungen näher. Darüber hinaus deuten die besondere Beziehung zwischen 'Tics' und Dranggefühlen auf veränderte perzeptuelle Prozesse und die starke Aufmerksamkeitsabhängigkeit der Tic-Ausprägung auf Störungen in Aufmerksamkeits- und Handlungsauswahlprozessen hin, so dass in einem übergreifenden Konzept zur Erklärung des GTS Wahrnehmungs- und Handlungsaspekte zu berücksichtigen sind. Hierzu bietet sich die 'Theory of Event Coding' (TEC) als konzeptueller Rahmen an. Diesem grundlegend neuen Ansatz soll in dieser Forschergruppeninitiative 'TEC 4 Tic' nachgegangen werden.